Elena Ferrante: Die Geschichte der getrennten Wege

Der dritte Band der Tetralogie einer neapolitanische Saga der unter einem Pseudonym publizierenden italienischen Autorin Elena Ferrante über die beiden Freundinnen Lenù und Lila ist gegenüber der ursprünglichen Ankündigung zwar etwas verzögert, aber jetzt endlich erschienen. Da die einzelnen Bände eine fortlaufende Geschichte erzählen, ist es sinnvoll, sich noch einmal auf das bisher geschilderte Schicksal der beiden jungen Frauen zu vergegenwärtigen. Dies wird im Buch einführend in einer kurzen Gesamtschau gemacht [man kann aber natürlich auch meine Buchbesprechungen hier im Blog lesen ;-) … siehe unten unter Anmerkung]. Der zweite Band jedenfalls endet mit der Präsentation des Buches, das Lenù geschrieben hat und bei der völlig überraschend ihre geheime Liebe Nino Sarratone auftaucht und sie einem harschen Kritiker gegenüber eloquent verteidigt. Außerdem ist Lenù fest liiert mit Pietro Airota, sie wollen heiraten. Lila dagegen lebt mit ihrem Jungen in einer zölibatären Gemeinschaft mit Enzo ausserhalb des Riones, sie hatte ihren Mann verlassen und arbeitet jetzt unter ausbeuterischen und unwürdigen Bedingungen in einer Wurstfabrik: das Leben der beiden jungen Frauen hatte sich also völlig gegesnätzlich entwickelt, der Titel dieses Bandes deutet darauf hin, daß diese Trennung noch weiter gehen wird.


Wie geht es jetzt weiter? Die ersten Abschnitte des in kleine Kapitel unterteilten Buches befassen sich mit Lenús Schicksal. Sie hat ihr Buch veröffentlicht, erhält überwiegend positive, aber auch negative Kritiken. Die Begegnung mit Nino wirft sie kurzfristig aus der Bahn, sie ist sogar bereit, ihren Verlobten für eine Nacht zu betrügen, die Umstände verhindern es jedoch. Danach verschwindet Nino wieder aus ihrem Umfeld, hin und wieder liest sie Aufsätze von ihm, die sie vorbehaltlos bewundert. Ihr eigenes Buch ist erfolgreich, verkauft sich gut und wird auch in ihrer alten Heimat, im Rione, gelesen, es gilt allgemein als Skandalbuch wegen der enthaltenen ‚gewagten‘ Szenen, in den Lenù das aus einer Verzweiflung ihrer Protagonisten heraus motivierte Eingehen auf das aufdringlichen Werbens eines älteren Mannes schildert und sie so das eigene Erleben verarbeitet. ‚Schmutzig‘ ist ein Wort, das sie des öfteren hört, einige Frauen des Rione, von denen sie angesprochen wird, erkennen sich bzw. ihre Position als Opfer darin wieder.

Parallel zu den Lesungen und Präsentationen läuft das private Leben: Pietro kommt nach Neapel, um bei den Eltern ganz formell um ihre Hand anzuhalten. Wider Erwarten verstehen sich die Familie Greco und der frisch nach Florenz berufene Professor und Schwiegersohn in spe gut, selbst Lenùs Mutter taut im Lauf der Tage auf.

Eingebettet ist all dies in die große politische Unruhe, die gegen Ende der 60er Jahre ganz Europa erfasst: die jungen Leute, die Studenten revoltieren, gehen auf die Straße, wollen gesellschaftliche Veränderungen. Und wie es ihre Art ist, stürzt sich Lenù , als sie merkt, daß sie von diesen Vorgängen, von den politischen Hintergründen etc pp, keine Ahnung hat, verbissen ins Lernen: sie will mitreden können, sucht Anerkennung auch in diesen aufbegehrenden studentischen Kreisen.

Mit der revolutionären Stimmung auf ganz andere Weise macht Lila ihre Bekanntschaft. Sie reibt sich bis zur Erschöpfung zwischen der Versorgung ihres Sohnes, der Erledigung des Haushalts und der anstrengenden und entwürdigenden Arbeit in der Fabrik auf. Hier sind Frauen nicht nur Arbeitskräfte, sondern haben ebenso als willfährige Objekte sexueller Anzüglichkeiten bis hin zu erduldenden Handlungen zu dienen. Lila läßt sich dies nicht gefallen, sie setzt sich robust zur Wehr, auch gegenüber ihrem Chef.

Als sie in ‚revolutionären Kreisen‘ (alte Bekannte u.a. aus dem Rione, haben sich den Kommunisten angeschlossen) davon erzählt, verarbeiten diese ihre Geschichte zu einem Flugblatt. Die Ereignisse in der Fabrik überschlagen sich daraufhin und Lila bricht körperlich ausgelaugt zusammen, ein Arzt diagnostiziert einen Herzfehler. Lila ruft Lenù zu Hilfe, die über ihre Schwiegereltern Hilfe für Lila organisieren kann. abgesehen von den Ärzten, zu denen sie mit ihrer Freundin geht, ist es die Frage, ob diese Hilfe tatsächlich hilft. Michel Solara ist mittlerweile der Mann, der die wirkliche Macht in Händen hält und die Kluft zwischen der arbeitenden Klasse, die letztlich auch die Konsequenzen allen ‚revolutionären‘ Handelns zu tragen hat und denen, die guten Willens sind und mit ihrem Geld, ihren Beziehungen und im ‚revolutionären‘ Eifer helfen wollen, erweist sich als nicht überbrückbar.

Die Hochzeit von Lenù und Pietro ist einfach gehalten, wenngleich nicht ohne eine kleine familiäre Missstimmung. Lenù wird nach der Hochzeit sofort schwanger und so wie ihre Schwangerschaft problemlos verlief, so schwierig wird es nach der Geburt des Mädchens Adele, das sie ‚Dede‘ nennen: es ist ein Schreikind, das schlecht schläft und das Stillen verweigert. Bald ist die Mutter ausgelaugt, an die Arbeit am neuen Buch ist nicht zu denken, die Ehe zeigt bald Dissonanzen. Eine böse Prophezeiung Lilas über die Ehe scheint sich zu erfüllen.

Lenù ist einsam in Florenz, nötigt ihren Mann, der berufliche Probleme hat, Einladungen auszusprechen, bei denen sie heftig und wahllos flirtet, ohne allerdings die letzte Grenze zu überschreiten. Als sie dann doch endlich ein Manuskript für ein zweites Buch beendet hat, wird dies gnadenlos ehrlich von der Schwiegermutter, aber auch von Lila, der sie es zu lesen gab, verrissen – eine Bruchlandung auf dem Boden der Realität, verbunden mit einer Identitätskrise sind die Folge davon und der (zeitweiligen) Akzeptanz ihres Lebens – ein zweites Kind ist die Folge, wieder ein Mädchen, Elsa.

Der Kontakt zu Lila besteht fast nur noch aus Telefonaten, in denen beide Konfliktträchtiges vermeiden. Für Lila hat sich das Leben zwischenzeitlich grundlegend verändert, das anfangs ein wenig belächelte Erarbeiten von computertechnischen Grundlagen zahlt sich für beide aus, für Enzo und für Lila: sie bekommen beide gutdotierte Stellungen. Für Lila wird es sogar noch lukrativer: Michele Solara ködert sie mit viel, viel Geld, weit mehr als Enzo in seiner Position verdient. Lila nimmt das Angebot an, erzählt dies Lenù und auf deren Empörung verweist Lila nur auf Elisa, die Schwester Lenùs. Denn diese ist, was Lenù nicht weiß, fest mit Micheles Bruder, dem anderen Solara, liiert, was bedeutet, daß die verhassten Solara-Brüder – Pietro bezeichnet sie nach dem Kennenlernen als zwei Gauner, zwei Schlitzohren, zwei scheißfreundliche Kriminelle – Verwandtschaft werden…

Ein Märztag des Jahres 1976 sollte das Schicksal Lenùs dann völlig über den Haufen werfen. Ihr Mann, Pietro, bringt einen universitären Kollegen, mit dem er sich sehr gut versteht, überraschend zum Essen mit nach Hause. Als Lenù die zwei durch die Tür treten sieht, kann sie gerade noch den Schein wahren, aber der Anblick von Nino in ihrer Wohnung, an ihrem Tisch, ihr Essen essend, mit ihren Kindern spielend, charmant und attraktiv, intelligent und aufmerksam, ein Nino, der sie ernst nimmt, bringt alles in ihr in einen gefährlichen Aufruhr, läßt alle Systeme in den roten Bereich rasen…


Der dritte Band dieser Geschichte zweier junger Frauen überstreicht knapp ein Jahrzehnt, am Ende des zweiten Bandes waren sie dreiundzwanzig, am Ende dieses Buches, 1976, sind sie zweiunddreißig Jahre alt. Es sind für Italien unruhige Zeiten, wie an vielen Stellen Orten Europas setzen auch hier 1986 Unruhen unter den Studenten ein, die gegen die veralteten Studienbedingungen (‚Unter den Talaren der Muff von tausend Jahren‘) protestierten, ein Protest, der schnell auf allgemein gesellschaftliche Zustände übergriff. Was Italien angeht, sind uns wahrscheinlich die ‚Roten Brigaden‘ (Brigate Rosse, BR) eine bekannte Gruppierung, auf deren Konto viele Anschläge, Entführungen und Morde gehen.

Der gesellschaftliche Umbruch, der dadurch in Gang gesetzt wurde, bildet den Hintergrund der Geschichte der getrennten Wege. Sowohl Lila aus auch Lenù sind in ihrem jeweiligen Umfeld involviert, Lenù auf der eher intellektuellen Ebene, die sich später dann auf eine feministische Fragestellung konzentrieren sollte, Lila dagegen ganz konkret mit Aktionen in ihrer Firma. Wie gesamtgesellschaftlich werden auch im Rione die Auseinandersetzungen zwischen den Gruppierungen (Faschisten vs. Revolutionären) immer radikaler, bis hin zu brutalsten Überfällen und Morden. Lenù dagegen nimmt an der ein oder anderen Demonstration teil, vielleicht steht sie auch nur am Rand, um zu schauen, später dann bekommt sie über ihre Schwägerin Kontakt zu Frauengruppen, in denen das Selbstverständnis des Frauseins diskutiert wird. Nicht unwichtig für das Leben Lenùs ist ferner, dass es die Möglichkeit einer Scheidung im italienischen Familienrecht erstmals im Dezember des Jahres 1970 festgeschrieben wurde, sie also nicht, wie ihre Freundin Lila, bei einer Trennung von ihrem Mann weiterhin verheiratet bleiben müsse.

Diese Diskussionen um die Stellung und das Wesen der Frau kontrastiert diametral mir ihrer Lebenssituation. Sie, die Intellektuelle, die ein erfolgreiches Buch geschrieben hat, ist durch ihre Ehe in die allbekannte Falle geraten und auf die Rolle der unbezahlten Putzfrau, Kinderfrau, Köchin und Sexpartnerin reduziert worden, ohne daß die Ehe ihr dafür einen adäquaten Ersatz gegeben hätte. In der Summe sind diese Funktionen sogar so zeit- und kraftraubend, daß für andere Tätigkeiten kaum noch Energie bleibt. Hat sie dafür seit früher Kindheit unter vielen Entbehrungen mit bewundernswerter (?) Selbstdisziplinierungen gegen viele Schwierigkeiten so viel gelernt? Komm, gehen wir ficken: die neue Freiheit, die sich jungen Frauen eröffnet, weckt Neidgefühle, verdeutlicht ihr, wieviel Wünsche und Gefühle sie in ihrem bisherigen Leben unterdrückt hat.

Und noch ein weiteres wird Lenù bewusst: daß sie die ganze Zeit versucht hat, mit männlichen Methoden zu arbeiten, wie Männer zu denken, zu diskutieren, zu argumentieren: Letztlich kam ich zu dem Schluss, dass ich vor allem besser verstehen musste, wer ich war. Meine weibliche Natur erforschen. Ich hatte es übertrieben, hatte mich gezwungen, mir männliche Fähigkeiten anzueignen. Ich glaubte alles wissen zu müssen..… Nie, so ihr Resümee, war sie sie selbst, immer hat sie sich starker Selbstkontrolle und -verleugnung unterworfen. .. So erscheint sie jetzt, nachdem ihr das bewusst wird, unsicher, zweifelnd über ihre Rolle, ihren Standort; sie reagiert häufig gereizt und überzogen, fühlt sich von ihrem Mann geringgeschätzt und nicht als gleichwertig akzeptiert. Man könnte festhalten, daß sie am Ende ihres dritten Lebensjahrzehnts von der Lebensmittelkrise erfasst worden ist, die einen großen Teil der bisherigen Sicherheiten erschüttert.

Sie ist mir lieber als du. Ihr seid zwei Stück Scheisse, das ist nicht zu ändern, zweimal Abschaum aus dem Lumpenproletariat. Aber du spielst die Nette, Lina nicht.
[Nadia zu Lenù]

Von besonderem Interesse ist außer diesen eher nach/von außen wirkenden Ereignissen und Vorgängen das Innenverhältnis der beiden jungen Frauen Lila und Lenù. Beider Leben entwickelt sich völlig unterschiedlich, dies ist, denke ich, schon zur Genüge deutlich geworden. Trotzdem haben beide ihre Herkunft nicht abschütteln können: Lila ist dem Rione auf eine ganz elementare Weise verbunden geblieben, durch die Sprache, durch ihre Aggressivität, ihre Skrupellosigkeit, ihre Härte und natürlich zuvörderst durch die Tatsache, daß sie wieder zurückgezogen ist in das Viertel ihrer Kindheit. Sie war und ist Teil des Riones, schon eingangs des ersten Bandes hatten wir ja erfahren, daß sie Neapel nie verlassen hat. In einer Passage des Textes läßt Ferrante Lina (die ja zwischenzeitlich in ein anderes Viertel der Stadt gezogen war) zu der Erkenntnis kommen, daß es möglicherweise besser gewesen wäre, zu bleiben, wo sie hingehörte, nicht die Sünde des Hochmuts [zu] begehen, den Kopf [zu] beruhigen. Eine Ansicht, die natürlich ebenso hinsichtlich Lenù interessant ist, die ihr alte Heimat ja noch viel konsequenter zu verlassen versucht hat.

Bei Lenù dagegen ist die Verbindung subtiler: ihr Bestreben ist es, dem Rione zu entkommen, das Rione definiert in diesem Sinne all, was sie nicht (mehr) will, all das, was sie erreichen muss, um es hinter sich zu lassen: Sprache, Kleidung, Benehmen etc pp. Selbst ihre Ehe mit dem für die Familie Airota etwas atypischen Pietro kann unter diesem Aspekt betrachtet werden (zumindest realistischer als unter dem Aspekt himmelhochjauchzend entflammter Liebe): sie bedeutete die Aufnahme in diese fortschrittlich gesinnte, hoch angesehene Familie von Intellektuellen und festigte damit ihren eigenen, neuen Status. Das alte Viertel, die Herkunft, wird dadurch zu einer Art negativer Messlatte, an der bestimmt werden kann, wie weit sie sich gelöst hat. Jedoch unterliegt sie dem allgemeinen Phänomen, daß all die Fähigkeiten der neuen Gesellschaftsschicht, in die sie eintritt, eintreten will, von ihr gelernt werden müssen, im Gegensatz zu denen, die mit den dort geforderten Umgangsformen und Fähigkeiten groß werden und sie sozusagen mit der Muttermilch aufnehmen. Folge ist Unsicherheit, das Bestreben, sich eröffnende Lücken sofort durch Lernen und Aufnahme von entsprechenden Informationen zu schließen. Sie anfällig für Lob, Kritik stürzt sie in große Zweifel, kurz Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl sind schwach entwickelt. Dazu kommt, daß in Situationen extremer (negativer) Gefühlswallungen das Rione immer wieder aus ihr herausbricht: sie verfällt unwillkürlich in den Dialekt, bedient sich der Vulgarität der Sprache.

Vollends zeigt sich die lebenslange Bindung an das Rione, als sie, die ganz offensichtlich – wie sich in der entsprechenden Episode des Buches ebenfalls erweist- nur sporadischen und oberflächlichen Kontakt zur dort lebenden Familie hat, erfährt, daß ihre Schwester ausgerechnet mit dem Feind aus Kindertagen liiert ist, sie damit zur Schwägerin eines der beiden örtlichen Verbrecherbosse werden wird….

Lenù und Lila, die alten Freundinnen und Vertrauten aus Kindertagen, sie sind sich fremd geworden und doch verbunden geblieben, es ist eine Art komplementäre Beziehung, die zwischen ihnen herrscht. In Lenù verwirklicht sich für Lila das, was sie selbst nicht erreichen konnte: Bildung, sozialer Status und gesellschaftliches Ansehen: …ich erwarte Großes von dir, … ich will, dass du es besser machst, … denn wer bin ich, wenn du nicht gut bist, wer bin ich dann? Lila dagegen, die alte Lila, wird von Lenù schmerzlich vermisst: sie war der Quell ihrer Kreativität, an und mit ihr wuchs sie, entwickelte Phantasie und Ideen. Mach dir keine Sorgen, sag mir immer, was du denkst, nur so hilfst du mir, hast du mir von klein auf geholfen, ohne dich kann ich nichts… lautet die Entgegnung und Beruhungig Lenùs auf Lilas Ausruf. Meine geniale Freundin, dieser Titel des ersten Teil der Tetralogie ist in jede Richtung interpretierbar.

Als wir klein waren,
haben wir einen Pakt geschlossen.
Die Böse bin ich.
[Lila über Lenù und sich]

Für Lenù stellt Lila auch so etwas wie ein Symbol und ein Kristallisationspunkt der dunklen Seite des eigenen Ichs dar. Lila verkörpert das, was sie selbst nicht ist: selbstsicher bis zur Arroganz, selbstbestimmt ohne Rücksicht auf mögliche Konsequenzen, ich [Lenù] war ihr trotz all meiner Veränderunen immer noch unterlegen. Ich hate das Gefühl, mich nie aus diser Unterlegenehit befreien zu können, und da swar mir unerträglich.  So wie die Lila der Kindertage für Lenù ein schöpferischer Quell war, ist die Lila dieser Tage eine Belastung: …. mein Wunsch, sie möge sterben, setzte sich irgendwo in mir fest, ich verdrängte ihn, aber er verschwand nicht. In einer Stunde der Selbstreflexion sollte Lenù schließlich zu der Erkenntnis kommen, daß sie nur deshalb etwas hat werden wollen, weil ich Angst gehabt hatte, Lila könnte etwas werden und ich würde hinter ihr zurückbleiben. Mein Etwas-Werden hatt sich in ihrem Fahrwasser vollzogen. Ich musste noch einmal von vorn beginnen etwas zu werden, aber für mich, als erwachsene Frau, außerhalb von ihr.


Die Geschichte der getrennten Wege ist ebenso wie ihre beiden Vorgängerbände fesselnde Unterhaltung auf hohem Niveau. Sie verbindet die bemerkenswerten Biografien zweier Frauen, deren gegenseitige Beziehung einer starken Wandlung unterworfen ist, sie macht deutlich, daß man der eigenen Vergangenheit nicht entfliehen kann, sondern daß man sich ihr stellen muss. Da die Geschichte aus der Erinnerung Lenùs erzählt wird, erhält man in deren Entwicklung tiefere Einblicke, in den Erzählstrang sind immer wieder Passagen eingestreut, in denen die Protagonisten über ihr Leben und ihre Lebenssituation reflektiert. Gegen Ende der in diesem Band dargestellen Lebensepoche nimmt die Geschichte, die trotz der bewegten Zeitumständen, in denen sie spielt, relativ gemächlich verläuft, deutlich an Tempo zu und Ferrante als geschickte Autorin läßt sie mit einem klassischen Cliffhanger enden. Wollen wir hoffen daß Lenù, die zum ersten Mal in ihrem Leben in einem Flugzeug sitzt, keinen Absturz erlebt….

Links und Anmerkungen:

zu den Besprechungen der ersten beiden Bände hier im Blog. Dort sind auch Anmerkungen und Links angeführt:

– Meine geniale Freundin
– Die Geschichte eines neuen Namens

Elena Ferrante
Die Geschichte der getrennten Wege
Erwachsenenjahre

Übersetzt aus dem Italienischen von Karin Krieger
Originalausgabe: Storia di chi fugge e di chi resta, Rom, 2013
diese Ausgabe: Suhrkamp, HC, c. 540 S., 2017

Ich danke dem Verlag für die Überlassung eines Leseexemplars.

Ein Kommentar zu „Elena Ferrante: Die Geschichte der getrennten Wege

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