John Williams: Stoner

Der Autor John Williams war als Schriftsteller wenig produktiv, zeit seines Lebens publizierte er nur vier Romane, der vorliegende, Stoner, war der dritte davon, dessen Erstveröffentlichung im Jahre 1965 aber wenig Aufsehen erregte. 2006, lange nach dem Tod des Autoren anno 1994, wurde der Roman um einen Assistenzprofessor für Englische Literatur an einer ländlichen amerikanischen Universität neu verlegt und insbesondere in Europa ein großer Publikumserfolg [1].

stoner-cover

Wer war Stoner? Erst einmal: wer oder was war er nicht? Er war kein strahlender Held, keiner, der den amerikanischen Traum verwirklicht hat, kein taffer Kerl, der cool durch die Welt schritt, er war auch kein Anti-Held, überhaupt taugte er kaum als Vorbild. Er hatte enge Grenzen, an die er oft stieß, die er aber nie überwandt, zu kämpfen war seine Sache nicht, er hatte das Gehorchen, das Unterordnen gelernt und verinnerlicht – es kam seinem Charakter entgegen. Nur in seiner Welt, in seinem Kosmos war er stark, es war die englische Literatur, in der er sich wohlfühlte, auf deren Klaviatur er meisterlich spielte….

William Stoners Geschichte setzt 1910 ein, auf einer der kleinen, ärmlichen Farmen im Mittleren Westen der USA, in Missouri. Die Familie Stoner konnte sich mehr schlecht als recht mit viel Arbeit über Wasser halten, viel mehr war nicht drin. Es waren keine großen Redner, die Stoners, es wurde nicht viel diskutiert, der Vater gab die Richtung vor. Du tust, was dein Pa dir sagt, beschied dem fast Zwanzigjährigem die Mutter, als ihm der Vater mitteilt, daß er auf die Universität im nahen Columbia gehen solle, um Landwirtschaft zu studieren, in der Hoffnung, mit neuen Kenntnissen dem armen Boden mehr Ertrag entringen zu können als bisher.

Er wohnt bei Verwandten, die ihn schamlos als Arbeitskraft ausnutzen, er läßt es geschehen und erledigt die Arbeiten im Stall und auf dem Feld neben dem Studium. Zu diesem Studium gehört auch ein Einführungskurs in Englischer Literatur, gehalten von Archer Sloane, einem Professor, der ironisch und leicht verbittert seine Kenntnisse an uninteressierte junge Leute zu vermitteln sucht – meist vergeblich. Und doch geschieht hier ein kleines Wunder: eines Tages spricht Archer Sloane Stoner direkt an, fragt ihn mehrfach, was dieses Gedicht, diese Sonette Shakespeares ihm, Stoner, sagt, schließlich würde der Dichter doch mit ihm, über die Jahrhunderte hinweg, reden.  Nicht, daß Stoner hätte antworten können, aber in ihm verändert diese Frage, diese Situation alles: ohne jemanden einzuweihen, gibt er sein Landwirtschaftsstudium auf und studiert Literatur.

Auf einer gesellschaftlichen Veranstaltung erblickt er eine junge Frau, das erste Mädchen, das ihm gefällt und welches seine Gefühle weckt. Er bittet einen Freund, sich ihr vorzustellen. Die junge Frau, Edith, zeigt sich kühl, die Unterhaltung ist stockend, beide sind verlegen, aber zumindest lehnt Edith ein weiteres Treffen nicht ab und in den nächsten Tagen stürzt und verirrt sich Stoner in eine Liebe, die ganz offensichtlich weder erwidert noch abgewiesen wird und nachdem die Eltern Bostwick trotz offensichtlicher Bedenken ihr Einverständnis erklären, nimmt Edith den Heiratsantrag Stoners an.

Die Ehe, so möchte man sagen, ist schon in der ersten Nacht gescheitert – für den Leser nicht überraschend, Stoner dagegen brauchte noch ein paar Wochen, bis sie diese Erkenntnis in ihm durchgesetzt hatte. Zwar sind beide unerfahren, doch für Stoner, der auf einer Farm groß wurde, sind die körperlichen Bedürfnisse etwas Normales, für Edith dagegen ist alles Sexuelle ein Graus. Sie gab keinen Laut von sich, drehte abrupt den Kopf zur Seite, später hörte er sie im Bad laut und erbärmlich würgen. So verbringt William die Hochzeitsnacht auf der Couch… um ihren Mann abzuwehren, verausgabt sich Edith in der Ehe mit Putzen und Haushalt so sehr, daß sie abends völlig ermüdet ins Bett fällt oder sich in imaginäre Krankheiten flüchtet. Trotzdem verkündet sie ihrem verblüfften Mann eines Abends, das sie ein Kind will, worauf zwei Monate geradezu tierischer Gier und enthemmter Aktivitäten folgen, die dann genauso abrupt wieder enden.

Mit der Geburt von Grace flüchtet sich Edith endgültig in ihre Krankheiten und Stoner übernimmt die Versorgung, den Haushalt und auch Pflege und Erziehung der Tochter, der er seine ganze Liebe schenkt. Er macht dies gerne und es bereitet ihm eine Freude – von der er selbst überrascht ist – zu sehen, wie seine Tochter zu einem stillen und freundlichen Mädchen heranwächst. Doch so sollte es nicht bleiben. Seine Frau verläßt irgendwann ihre selbstgewählte Krankenphase und stürzt sich in hektische künstlerische Aktivitäten; sie schmeisst ihren Mann aus seinem Arbeitszimmer, weil sie dies als Atelier benutzen will, auch die Erziehung der Tochter reißt sie an sich und entfremdet Vater und Tochter. All dies ohne Gegenwehr des Mannes, der zurückweicht und seinen Lebensmittelpunkt immer stärker in die Universität verlegt.

Hier jedoch kämpft Stoner, hier, in seinem Universum nachzugeben, wäre Verrat für ihn. Er scherte sich schon nicht um den aufbrausenden Patriotismus des Ersten Weltkriegs, die Welle der begeisterten Kriegsfreiwilligen, die nach Europa auf die Schlachtfelder  ziehen wollten, war an ihm vorbei gezogen, nicht ohne, daß er schief angesehen worden wäre. Einer seiner wenigen Freunde stirbt in Frankreich, ein Tod, der ihm ein Leben lang nachgeht. Mag ihn die Welt auch noch so unterdrücken und beiseite schieben oder auch: er ihr ausweichen, hier im geschützten Bereich der Universtität gilt dies nicht. Er legt sich mit seinem Vorgesetzten an, eine bittere Feindschaft entsteht, die Jahrzehnte dauern sollte. Seine Karriere war in diesem Moment vorbei, aber auch das waren Sachen, die Stoner nicht kümmerten. Es gab in diesen Jahren Perioden, in denen er fast glücklich war, als Lehrer z.B. konnte er, wenn er sich treiben ließ von seiner eigenen Begeisterung,  oft eine ebensolche Begeisterung wecken in seinen Schülern….

Das Leben hielt eine späte Liebe bereit für unseren Helden. Eine Dozentin, die eines seiner Oberseminare besuchte, bat ihn um Hilfe bei ihrer Promotion, die er ihr versprach und linkisch suchte er die Nähe von Kathleen, wenn immer es ging, ohne zu merken, daß diese Suche nach dem anderen etwas Gegenseitiges war. Es wurde eine wunderbare Zeit, albern, ausgelassen, heimlich, sie liebten sich, sie arbeiteten zusammen…. sie versteckten sich vor der Aussenwelt, denn es beiden klar, daß diese ihre Liebe nicht akzeptieren würde… als es soweit war, daß man ihnen große Probleme zu machen drohte, trennten sie sich, Kathleen verließ die Stadt und wieder ließ er es geschehen….

Die Jahre zogen ins Land, Stoner wurde älter, das hagere Gesicht noch hagerer, die Haltung noch gebeugter. Grace war ein schönes, seltsames Mädchen geworden, das immer noch unter der Fuchtel ihrer neurotischen Mutter stand. Um ihr zu entkommen, ließ sie sich schwängern, heiratete und zog weg…. ihr Mann starb früh im Zweiten Weltkrieg, der mittlerweile ausgebrochen war und Grace blieb nur noch der Alkohol, das Kind war bei den Schwiegereltern…

Stoner war unempfindlich geworden gegen den Krieg, den seine Frau gegen ihn führte, alles, womit sie ihn quälen und erniedrigen wollte, perlte einfach von ihm ab und erreichte ihn nicht mehr. So gab sie diesen Ehekrieg gegen ihren Mann schließlich auf, eine Art stille Übereinkunft schien getroffen zu sein, vielleicht sogar ein gegenseites Verzeihen allen Unrechts, was sich beide jeweils angetan hatten…

Stoner, dies teilt uns der Autor schon auf der ersten Seite des Romans mit, ist tot und Williams läßt uns Zeuge des Sterbens dieses einsamen Mannes werden: der Lebenskreis des Mannes schließt sich und auch der Handlungskreis des Romans. Es ist ein Tumor im Bauch, der noch herausoperiert wird, aber schon gestreut hat. Stoner stirbt zu Hause, seine Orientierung in Zeit und Raum wird immer schlechter, oft meint er, sein Freund Finch wäre zu Besuch, wenn er es nicht ist, und er wäre allein, wenn jemand im Raum ist und zu ihm spricht. Der Tod schreckt ihn nicht, wie sollte er? Er ist ein Freund und jetzt ist die Zeit, sich diesem Freund zu widmen. Er hat alle Zeit der Welt, unser guter Freund Stoner, die Freunde, die schon auf ihn warten (er kann sie sehen, ihre Schatten, ihre Umrisse), sie werden nicht mehr weggehen, sie warten geduldig, bis sie ihn mitnehmen können…..


In groben Zügen war dies das Leben William Stoners, der Romanfigur von John Williams. Allein die Namensgebung verführt uns Leser natürlich zu einer Spekulation darüber, ob hier Autobiographisches vorliegt, zumal noch andere Aspekte von Autor und Protagonist geteilt werden: Williams besuchte zeitweise die gleiche Universität, wie seine Figur war er Assistenzprofessor für Englische Literatur und seine (Groß)eltern war kleine Farmer. Wahrscheinlich war dies auch dem Autoren bewusst, so daß er seine Roman ausdrücklich voranstellt, daß Handlung, Person und auch Ort eine Fiktion sind. ….

Ein Leben also, aber welche ein reduziertes, auf einen engen Sektor eingeschränkt in Ort und Sinn: … denn du bist gleichfalls zum Scheitern bestimmt, auch wenn du nicht gegen die Welt ankämpfst. Du lässt dich von ihr verschlingen und wieder ausspeien, und dann liegst du da und fragst dich verwundert, was falsch gelaufen ist. …. Und so hat die Vorsehung, die Gesellschaft oder das Schicksal …. diese armselige Bleibe für uns geschaffen, auf dass wir uns dorthin vor jeglichem Unwetter flüchten können. Unseretwegen gibt es die Universität, für die Enteigneten der Welt… läßt der Autor einen der wenigen Freunde Stoners noch in Studentenzeiten ihre gemeinsame Situation analysieren und man kann ihm kaum widersprechen, das Leben gibt ihm Recht in Stoners Schicksal.

Williams beschreibt das Leben seines Helden, er gibt uns keine Antworten auf die Fragen, die sich bilden. Warum ist Stoner so? Müssen wir dies einfach so als gegeben hinnehmen? Auch wenn auf kleinen, ärmlichen Farmen im Mittleren Westen aufwächst, ist man nicht notwendigerweise ein Mensch, der sich so wenig selbst behauptet. Waren die Eltern Despoten? Es ist nicht herauszulesen aus dem Roman, zu Gehorsam haben sie ihn erzogen, die Führungsperson zu akzeptieren und nicht gegen sie zu revoltieren. Letzteres kommt normalerweise automatisch, um im Wechselspiel die Grenzen des möglichen Handelns, der Eigenständigkeit auch, auszuloten – dies ist bei Stoner unterblieben. Er setzt einfach keine Grenzen dessen, was er zu erdulden und zu ertragen bereit ist, leistet keinen Widerstand, fügt sich in jede Kränkung ein – mit einer Ausnahme: sein Sanktuarium, die englische Literatur, verteidigt er, hier ist sein geheiligter Bezirk, hier ist er wie Stone, nein, mehr noch: Stoner, hier nachzugeben, ja, Kompromisse zu schließen, ist ihm nicht möglich, seine Duldungsfähigkeit erleichtert es ihm, Nachteile aus seinem heiligen Eifer zu ertragen.

Die Ehe mit Edith – man schüttelt den Kopf über soviel Unvernunft und Blindheit. Selbst unter damaligen Verhältnissen ist die Hochzeit der beiden ein vorgezeichnetes Unglück: zwei Menschen, die sich nicht kennen, die nicht harmonieren, die sich nichts zu sagen haben…

Kann so ein glückliches Leben, zumindest ein zufriedenes, entstehen? Von aussen betrachtet kann man es wohl nicht behaupten, aus der Innensicht eines „Stoners“ mag es anders sein, die Werte und ihre Inhalte passen sich ja auch den Möglichkeiten an. Und Stoner hatte keine anderen….

O ja, es gibt Stellen, da möchte man ihm in den Allerwertesten treten, ihn endlich zum Widerstand treiben, zu einem: nein, das geht zu weit – so nicht! Das Werben um diese Frau und die Hochzeit: man möchte ihn packen und zurückreissen… Es tut weh später zu lesen, wie er sich aus seinem Arbeitszimmer rausschmeissen (anders kann man es nicht bezeichnen) läßt und die Tatsache, wie kampflos er Grace der „Erziehung“ durch Edith überläßt, wird seiner Verantwortung als Vater nicht gerecht. Zumindest in diesem Punkt lädt er Schuld auf sich.

In gewisser Weise ist Stoner ein Hiob: im „richtigen“ Leben, in dem also ausserhalb seines geschützten Bereiches, prallt das Unglück schicksalhaft auf ihn, ohne daß er es beeinflussen kann. Er arbeitet für die Familie, er betet seine Frau vllt nicht mehr gerade an, aber er hasst sie nicht und empfindet immer noch Zuneigung. Er trägt sein Schicksal, die Zerstörung der kleinen privaten Welt, die er hatte: seiner Ehe an Anfang, seines Zimmers, seiner Bücherregale, die Anwesenheit seiner Tochter, die häuslichen Zusammenkünfte mit seinen Studenten… heimatlos wird Stoner, nur der Fachbereich ist ihm noch als Hafen geblieben…. das Haus, ein Symbol für den Ort, an dem die Persönlichkeit eines Menschen zuhause ist – Williams legt es in Trümmer und schiebt Stoner ab in die Abstellkammer…

Auch warum Edith so ist, wie sie ist, bleibt unbeantwortet. Ihre ins pathologisch reichenden Verhaltensweisen – eine dunkle Andeutung nur ist dem Buch zu entnehmen: Nach dem Tod des Vaters verkündet die Mutter, dessen Verhältnis mit der Tochter sei enger noch gewesen als man sowieso schon dachte, gleichzeitig vernichtet eben diese Tochter im Stockwerk drüber alle Geschenke, die sie je vom Vater erhielt… (küchen)psychologisch betrachtet wäre Missbrauch sicherlich eine gute Arbeitshypothese, um Ediths Verhaltensmuster zu ergründen….

Und dann taucht auf einmal die Hoffnung auf ein anderes, glücklicheres, erfüllteres Leben auf: eine späte Liebe zeigt sich, ohne die Belastungen, die Probleme, die Verkorkstheiten, die Stoner in seiner Ehe hat. Stoner kann auch anders, hier zeigt es sich: man liebt als Leser mit mit den beiden, man gönnt ihnen die Wärme des Bettes, den Schweißfilm auf der Haut, das Lachen beim Tollen, das Bestaunen, das Ansehen, das Spüren, den Geruch des Anderen, seine Weichheit und Wärme, die vertraute Nähe und Intimität. Stoner kann anders, man sieht es hier, er kann anders, wenn ….. aber er kommt letztlich doch nicht aus seiner Haut heraus: Edith schätzt die Situation absolut richtig ein: wenn es Ernst wird, wird Stoner wieder zurückzucken, zurückkehren ins traute Heim….

Stoner ist ein ergreifender Roman, ich habe schon ein paar Stellen angeführt, in denen man mit dem Protagonisten leidet – bei allem Kopfschütteln über seine mangelnde Selbstbehauptung. Andererseits möchte man ihn anfeuern, wenn er sich an der Universität mit Lomax und Walker anlegt, man drückt ihm die Daumen, bleib hart, laß dich auf keinen faulen Kompromiss ein, Stoner, zeig´s ihnen! Die ergreifendste Passage jedoch hat sich Williams für den Schluss aufgehoben, es ist die Schilderung des Sterbens von William Stoner, die er nicht aus der Sicht, die man von aussen auf ihn hat, darstellt, sondern die er durch den Sterbenden selbst erzählen läßt. Ja, so könnte es sein, so könnte es sich anfühlen, wenn Raum und Zeit (auch durch die Dämpfung, die die Schmerzmittel hervorrufen) verschwimmen, undeutlicher werden, wenn die Aussenwelt langsam an Bedeutung verliert, es nicht mehr so wichtig ist, ob dieser Freund nun wirklich im Raum ist, wenn ich ihm noch einmal etwas sagen will…. Stoner ist es vergönnt, versöhnt mit seinem Leben inmitten seiner Freunde zu sterben, sie liegen auf seinem Nachttisch und mit seinem letzten Griff streicht er noch einmal über den alten Einband seines eigenen Buches, damals, vor Jahrzehnten…


Manchmal frage ich mich – so auch hier – wie ich eine solche Person, die mir im Roman bei allen Eigenheiten so sympathisch und nah erscheint, in der Realität wohl sehen würde. Wie würde Stoner auf mich, wäre ich ein zwanzigjähriger Student, wirken, würde ich seine Geschichte nicht kennen, sondern nur den gebeugten, alt wirkenden Mann sähe, der mürrisch, unleidlich, ungeduldig mit stechenden Blicken vor mir stünde? Der nur selten aus sich herauskäme, mich dann wahrscheinlich in meinen Fähigkeiten überforderte? Er sei zum Mythos im Fachbereich geworden, sagt Williams an einer Stelle, Geschichten und Anekdoten würden über ihn kursieren…. lächelt man über ihn, der ein wenig skurril wirken mag, ein Überbleibsel aus einer vergangenen Zeit?

Stoner, ein Leben ohne Glanz, ohne Höhepunkte – ein Leben eben, ein gewöhnliches, normales Leben, wie es Menschen in all ihrer Unzulänglichkeit immer wieder (er)leben werden. Das mag auch als Antwort auf meine Eingangsfrage reichen: Wer war Stoner?: ein Mensch. Mehr nicht. Aber immerhin.

Links und Anmerkungen:

[1] Wiki-Seite zum Autoren: http://de.wikipedia.org/wiki/John_Williams_%28Autor%29

John Williams
Stoner
Aus dem Amerikanischen übersetzt von Bernhard Robben
Originalausgabe: Stoner, 1965
diese Ausgabe: dtv, HC, ca. 345 S., 2014

13 Kommentare zu „John Williams: Stoner

  1. Das Buch wurde mir empfohlen. Nur ein einziges Mal zeigt Stoner Durchsetzungsvermögen, als er sich für das Literaturstudium entscheidet. Dies ist seine Stütze und sein Rückzugsgebiet aus dem desolaten Familienleben. Menschen, die sich so viel bieten lassen wie Stoner, sind selten, aber sie gibt es immer noch. Zuerst dachte ich, er wäre ein Kind seiner Zeit, aber je länger ich über das Buch nachdenke, umso mehr komme ich zu der Ansicht, dass es diese Typen von Menschen immer noch gibt. Man braucht nur ein bisschen hinter die Kulissen zu schauen, um sie zu entdecken. Ein Buch, über das ich sehr lange nachgedacht habe und das immer mal wieder mache

    Gefällt 2 Personen

    1. liebe irmgard, herzlichen dank für deinen besuch und deinen kommentar. ich habe über deine bemerkung nachgedacht, ich glaube jetzt sogar, daß es viele menschen gibt, die sich viel, zu viel bieten lassen, und zwar frauen. wieviele frauen lassen sich in ihrem möglichkeiten einschränken oder unterdrücken, wieviele frauen wehren sich nicht gegen bevormundungen etc pp! oder liege ich da falsch?

      herzliche grüße
      fs

      p.s.: ein dankeschön übrigens auch, daß du aus.gelesen ausgesucht hast für deine challenge!

      Gefällt 1 Person

      1. Nein, da liegst du richtig. Aber ich kenne auch in meinem Umkreis 2 Männer, die sich fast alles bieten lassen. Aber sicher sind es meist Frauen. Ich bin Feministin, aber auch ich habe schon bei Übergriffen geschwiegen, weil ich müde war. denn es kostet sehr viel Kraft und Selbstvertrauen und manchmal lässt die Kraft nach. Ich gehöre ja noch der Generation an, für die die Gleichstellung der Frau erst erkämpft wurde (68). In sehr vielen Frauenköpfen meiner Generation ist einzementiert, dass Männer mehr wissen, mehr können usw. Gott sei Dank sind meine Töchter selbstbewusst und stark. Allerdings hat meine Tochter fassungslos zur Kenntnis nehmen müssen, dass ihr gleichaltriger Kollege mit derselben Kompetenz 500€ mehr verdient und sie bei der Beförderung übergangen wurde. Aber das ist eigentlich ein anderes Thema.
        Liebe Grüße IR

        Gefällt 2 Personen

  2. Danke, für diese wunderbare Rezension. John Williams erzählt auf meisterliche Weise von einem Jedermann und schafft es dennoch, Bilder zu zaubern, die lange im Kopf bleiben. Er mag seinen Protagonisten und möchte wissen was dieses Leben bedeutet.
    Das beste, was ich im letzten Sommer gelesen habe. Jetzt wartet Butchers crossing.

    Gefällt 2 Personen

    1. liebe zelda, butcher´s crossing wird dich nicht enttäuschen, der vorläufer zu stoner ist sicher genauso „gut“. ob williams seine protagonisten mag – eine gute anmerkung, darüber habe ich noch garnicht viel nachgedacht. sicher mag er sie, ich bin ja selbst davon überzeugt, daß er in ihnen auch von sich erzählt hat, eigenes in ihren lebensläufen versteckt hat…. doch ja, er mag sie sicher, wie du es schreibst!

      herzliche grüße
      fs

      Like

  3. Ich habe das Buch erst vor wenigen Tagen gelesen, wollte es mehrmals abbrechen, da ich es kaum erträglich fand, was Stoner sich alles bieten lässt. Ständig habe ich mich gefragt, ob dieser Charakter für mich plausibel ist. Aus dieser dumpfen Existenz zur plötzlichen Liebe der Literatur, wo zeigt er Rückgrat und wo nicht? Wie kann er es zulassen, dass man ihm so vieles wegnimmt, was ihm wichtig ist? Aber vielleicht ist es so, wie du geschrieben hast. Er ist eben ein ganz gewöhnlicher Mensch.

    Gefällt 1 Person

    1. sicherlich ist dieses verhalten auf der skala menschlicher eigenschaften am rande angesiedelt. aber man muss eben akzeptieren, daß ihm einzig die literatur so wichtig war, daß sich ein kampf für ihn dafür lohnte. mit allem anderen arrangierte er sich, es tangierte ihn nur, aber berührte ihn nicht im innersten. einzig das versagen seiner tochter gegenüber – hier wäre er einer übergeordneten verantwortichkeit unterworfen gewesen, hier hätte er seine indifferenz und dulderhaltung überwinden müssen.

      Gefällt 1 Person

  4. Sehr schöne umfassende Rezension.
    Im Zeitalter der Selbstoptimierung wäre die Persönlichkeit des Stoners nur als schwer neurotisch einzustufen.Ja, da möchte man ihm in den Allerwertesten….aber du beschreibst ihn auch als liebesfähig, deswegen kann er wahrscheinlich auch sympathisch wirken.
    Jetzt muss ich das Buch endlich lesen!
    Danke für den super Beitrag.

    Gefällt 1 Person

    1. ich habe ja auch länger gebraucht, bis ich zu diesem buch gegriffen habe. und wer weiß, wenn es nicht thema in meinem übernächsten lesekreis wäre, hätte ich es dann vllt doch nie gelesen. aber so bin ich dankbar für die lektüre, die so viel zum nachdenken bietet.

      Like

Datenschutzhinweise: Die Kommentarangaben werden an Auttomatic, USA (die Wordpress-Entwickler) zur Spamprüfung übermittelt und die E-Mailadresse an den Dienst Gravatar (Ebenfalls von Auttomatic), um zu prüfen, ob die Kommentatoren dort ein Profilbild hinterlegt haben. Zu Details hierzu sowie generell zur Verarbeitung Ihrer Daten und Widerrufsmöglichkeiten, verweisen wir Sie auf unsere Datenschutzerklärung. Sie können gerne Pseudonyme und anonyme Angaben hinterlassen.

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..