Martin Suter: Ein perfekter Freund

Der Journalist Fabio Rossi wacht im Krankenhaus aus dem künstlichen Koma auf, in das ihn die Ärzte wegen seiner Kopfverletzung gelegt haben. Aber die Schmerzen und die partielle Gefühllosigkeit im Gesicht sind nicht das Schlimmste: um ihn herum Menschen, die ihn kennen, die er aber nicht kennt. Ihm fehlen die letzten 50 Tage seines Lebens, an die er sich nicht erinnern kann.

Seine Freundin meldet sich nicht bei ihm, dafür lebt er offensichtlich mit einer anderen Frau zusammen, die er aber nicht wieder erkennt. Die Freunde und Arbeitskollegen von früher meiden ihn und weichen ihm aus, sein Chef präsentiert ihm seine Kündigung und seinen vermeintlich besten Freund sieht er Arm in Arm mit seiner Ex-Freundin.

Er findet kaum noch Notizen aus dieser Zeitspanne, die ihm helfen können. So ist die Rekonstruktion der Ereignisse schwer für ihn, nur langsam gewinnt er ein Bild von sich, das so völlig von dem abweicht, an das er sich erinnert. An einer „großen Sache“ soll er gearbeitet haben, ohne daß er jedoch feststellen kann, welche das ist.

Ganz sporadisch nur tauchen Gedächtnisinseln auf, die ihm etwas weiterhelfen, erst sehr spät erkennt er die Wahrheit, auch weil er von völlig falschen Voraussetzungen ausgegangen war.

Die Sprache von Suter ist einfach und unprätentiös, knapp und auf Klarheit hin konzipiert. Weitschweifiges gibt es nicht bei ihm, ebenso wenig wie fabulieren oder vom Thema abschweifen. Er erzählt seine Geschichte direkt und geradlinig, obwohl manches auch nur angedeutet wird.

Als Krimi ist die Geschichte nicht allzu überraschend, was ich interessanter fand, waren die Einsichten in die Probleme, die entstehen, wenn einem auf einmal 7 Wochen des eigenen Lebens fehlen, noch dazu 7 Wochen, in denen man sich total geändert hatte, so daß alle Versuche, diese Zeit zu rekonstruieren, zu einem fremden Menschen führen.

Facit: gut geschrieben, eine interessante Geschichte.

Martin Suter
Ein perfekter Freund
Diogenes TB, 2002
ISBN-10: 3257233787
ISBN-13: 978-3257233780

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