Michel Houellebecq: Lanzarote

Irgendwie bin ich durch Mararia auf diese 2000 veröffentlichte Erzählung von Houellebecq gestoßen. Houellebecq, ein Autor, von dem ich bisher noch nichts gelesen habe, eines seiner Bücher, Plattform, habe ich mal angelesen und wieder weggelegt.

Um was geht es in dieser Erzählung? Der Ich-Erzähler langweilt sich, es ist kurz vor Weihnachten 1999. Im Reisebüro bucht er einen einwöchigen Aufenthalt auf den Kanaren, auf Lanzarote. Nicht, daß er sich groß für die Insel interessieren würde, es hat sich halt so ergeben. Und die Menschen, die er dort trifft und denen er sich locker anschließt, ihnen geht es nicht anders. Die Insel ist ihnen egal, sie langweilen sich, erkunden sie zwar, lassen sich aber nicht drauf ein. Das Lesben-Pärchen (mit Bi-Tendenzen) aus Deutschland hat es dem Erzähler angetan, sie enttäuschen ihn nicht, seine sexuellen Phantasien (und nur unter diesem Gesichtspunkt betrachtet er es) kann er bei ihnen befriedigen. Rudi dagegen, der depressive belgische Polizist mit Selbsthass, kann selbst durch derartige Angebote aus seiner Verzweifelung gelockt werden. Einzig, sich einer obskuren Sekte anschließend, erscheint ihm sinnvoll.

Also, so gelangweilt, wie die Personen in dem Buch, so gelangweilt auch ich als Leser. Abwertende Tiraden auf Touristen, kommen sie nun aus Norwegen, Italien, Frankreich oder England, auch die Insel kommt nicht gut weg. Dabei beschriebt Houellebecq die Insel recht genau (witzigerweise war ich zu der Zeit, in der die Erzählung angesiedelt ist, auf Lanzarote. Rein prinzipiell hätte ich den Protagonisten begegnen können….), nur eben ohne die Faszination der Landschaft zu erfassen und zu spiegeln. Er scheint sie als Bild zu nehmen für die Öde und Leere, für die Langeweile seiner Figuren, verkennt dabei aber, daß man sich auf die Insel einlassen muss wie auch auf Menschen. So treibt alles an der Oberfläche daher, seicht, uninspiriert und wenig aufregend. Und was die Ereignisse an den Papagayo-Stränden angeht: sooo einsam, daß das möglich wäre, sind die selbst im Januar nicht….

Facit: Absolut kein Muss. Es sein denn, das die Tatsache, daß ein Buch über gelangweilte Menschen selbst langweilig zu lesen ist, ein Qualitätsmerkmal an sich ist.

Michel Houellebecq
Lanzarote
Rowohlt Tb., 2004, 96 S.
ISBN-10: 3499236443
ISBN-13: 978-3499236440

2 Kommentare zu „Michel Houellebecq: Lanzarote

  1. Gelangweilter Protagonist, viel Sex, Sekten: eindeutiger kann man Houellebecq gar nicht beschreiben ;)
    Ich hab von ihm „Die Möglichkeit einer Insel“ vor einiger Zeit gelesen das mir sehr gut gefallen hat und später dann ein anderes Buch von ihm, dessen Titel mir gerade entfallen ist (vielleicht war es sogar „Plattform“), und ich fand das zweite auch überhaupt nicht ansprechend, es war recht ähnlich dem das du hier rezensiert hast. Aber „Die Möglichkeit einer Insel“ war anders von der Thematik her (Dystopie) und hatte für mich viel mehr Tiefe.

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    1. Na ja, ich habe mir die Plattform jetzt noch mal rausgesucht. Vllt klappt es ja im zweiten Anlauf. Andererseits: es liegen so viele Bücher, auf die ich im Grunde mehr Lust hätte, herum…..

      lg

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