Ray Bradbury: Die Mars-Chroniken

mars

Die Mars-Chroniken umfassen den Zeitraum der Kolonisierung des Mars durch den Menschen, die mit der ersten Expedition 2030 einsetzt und es endet mit der Flucht der letzten übriggebliebenen Menschen von der Erde auf den Mars um 2057. Insofern tatsächlich ein SF-Roman (ein Klassiker der SF, wie es oft zu lesen ist [1]), ein Roman, der in der Zukunft spielt und auf einem fremden Planeten.

In Wirklichkeit ist es ein sehr irdischer Roman: er beschreibt in den ersten Szenen, Erzählungen, aus denen er aufgebaut ist, das Aufeinandertreffen zweier Kulturen, das mit dem Ende der … eigentlich garnicht mal friedfertigeren oder unterlegenen Kultur endet, um dann zu erzählen, wie mit der eigentlichen Kolonisation nicht nur die Menschen von der Erde zum Mars kommen, in verschiedenen Schüben mit unterschiedlicher Motivation, sondern diese genau das an Regeln, Fehlentwicklungen etc wieder mitbringen, dem sie eigentlich entfliehen wollen.

Zum Inhalt brauche ich nur wenig zu sagen, die Wiki [1] bietet da einen guten Überblick, auch wenn dort die Zeitskala etwas anders aussieht. Daß Bradbury Autor des Buches Fahrenheit 451 ist, merkt man sehr in dem wunderbaren Abschnitt über das Haus Usher, das William Stendahl gegen alle Verbote auf dem Mars errichtet und das zum Schluss alle, die die Zensur ausüben, die Bücher verbieten und verbrennen wollen, unter sich begräbt.

Mir haben besonders die ersten Kapitel gut gefallen. Sie beschreiben die Marsianer und ihr Leben, eine telepathische Rasse, die Halluzinationen und Gedanken materialisieren kann. Diese Abschnitte sind voller Poesie, wunderbare Bilder beschreibt Bradbury hier, er erfindet eine Welt auf dem Mars, in die man (es lebe Thursday Next) einfach nur eintauchen will.. blaue Phiolen, aus den sich Schals materialisieren, die gegen die Kühle der Nacht schützen, die weißen Zwillingsmonde am schwarzen Nachthimmel… die metallenen Bücher, die bei der Berührung mit den Fingern mit alter und sanfter Stimme von den Zeiten erzählen, als das Meer noch rote Dämpfe an seine Ufer warf und längst vergessenen Helden mit Metallinsekten und elektrischen Spinnen in die Schlacht gezogen waren….

Wunderschöne Erzählungen, Halluziniertes und Reales gehen ineinander über, sind nicht mehr zu unterscheiden, die Marswelt passt sich ihren Bewohnern an und die menschlichen Expeditionen, die auf dem Mars eine nach der anderen eintreffen, fallen ihnen zum Opfer. Besiegt schließlich werden die Marsianer durch (und hier wird die Analogie zur Geschichte der Kolonisation irdischer Kontinente sehr deutlich) durch die kleinsten der möglichen Feinde: eine irdische Krankheit, die Windpocken….

Die Marsianer fungieren im Buch als Projektionsfläche menschlicher Gedanken, Wünsche und Vorstellungen. Sie nehmen die Gestalt derjenigen an, an die der Mensch denkt, um die er trauert, die in seinen Gedanken wohnen und führen ihn in dieser Gestalt ins Unglück. Insofern zeigt Bradbury auch, daß die Erfüllung menschlicher Träume keineswegs nur Gutes bedeuten muss, denn Träume zerschellen nur zu oft an der Realität…… materialisierte erst recht.

Am Ende des Buches ist der Mars wieder von Marsianer bevölkert: die Menschen auf der Erde haben sich durch einen Atomkrieg selbst zerstört (das Buch wurde kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges geschrieben), nur einige Flüchtlinge sind zum Mars entkommen und leben jetzt dort… für immer und ewig…

Links:

[1] http://de.wikipedia.org/wiki/Die_Mars-Chroniken

Ray Bradbury
Die Mars-Chroniken
Diogenes Verlag; Neuauflage, Juni 2008, 372 S.
ISBN-10: 3257208634
ISBN-13: 978-3257208634

7 Kommentare zu „Ray Bradbury: Die Mars-Chroniken

    1. Der Tip für den Schuber kommt leider etwas spät, da ich ja mittlerweile zwei der Bücher schon mein eigen nenne. Aber na ja gut.. dann muss es eben ohne Verpackung gehen… ;-)

      p.s.: dein zweiter Link geht irgendwie am Ziel vorbei, oder täusch ich mich?

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  1. Mein Lieber, ich habe dich per RSS-Reader stets im Blick, bin abe in letzter Zeit kaum zum Kommentieren gekommen.

    Zu Bradbury: im »illustrierten Mann« findest du seine wohl berühmteste Erzählung »Das Kinderzimmer«, eine hinreißende Vision über die Mediennutzung der Zukunft.

    Die letzten beiden Bände, die von ihm auf deutsch erschienen sind, kamen mir eher schwach vor. http://is.gd/svEI

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    1. ich habe mir jedenfalls erstmal den illustrierten mann an land gezogen. eine der kritiken von dir zu den beiden obigen bändchen ist übrigens garnicht so schlecht, wie du hier andeutest…

      mit fahrenheit 451 verbinde ich unserer alten schulaule, verdunkelung und dann ein zittriges bild auf der leinwand.. wir haben den film mal als schüler gezeigt bekommen…. lang, lang ist´s her….

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    1. ahh.. ein seltener Gast, ein willkommener Besuch, schön, mal wieder von dir zu hören (obwohl – schlechtes Gewissen – ich mich bei dir ja auch selten mache….!
      Bradbury, da hat mich wohl Rainer Zufall angetrieben, das Buch aus dem Regal zu ziehen…. aber es hat sich gelohnt. Ich beneide Menschen, die eine solche Fantasie haben, wie er hier in den Chroniken, die eine Welt entstehen lassen können nur in ihren Gedanken und die so herrliche Bilder finden dafür…

      „Der illustrierte Mann“: ist notiert, danke für den Tip!

      liebe grüße
      fs

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