Simon Beckett: Kalte Asche

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Becketts Held, David Hunter, forensischer Pathologe, wird mit einer Bitte, die er wohl nicht ablehnen kann, nach Runa geschickt, um dort zu überprüfen, ob die dort in einem verfallenen Cottage gefundene und ziemlich verbrannte Leiche einem Unfall zum Opfer fiel oder einem Täter. Runa, Schauplatz des Romans, ist eine Insel, die zu den Hebriden vor der Nordküste Schottlands gehört, ein ziemlich einsamer Platz, die Menschen eine verschworene Gemeinschaft (zumindest nach außen) und die Landschaft karg und rau.

Wäre es ein Krimi, wenn der verbrannte Leichnam nicht vorher noch erschlagen worden wäre? Nein, sicher wäre die Handlung im Buch dann kürzer geworden… daher habe ich wohl auch noch nicht zuviel verraten mit diesem Detail. Jedenfalls, die Insel, die von den 4 Elementen (die alten Griechen hätten ihre Freude) Wasser (in Form von Regen) Luft (in Gestalt eines Sturms), Feuer (mehr als genug…) und Erde (na ja, irgendwo muss man ja drauf laufen…) ist Schauplatz sich immer weiter auschaukelnder Ereignisse, die Beckett dann in einem Reigen von gedanklichen Volten, die immer wieder alles schon sicher geglaubte über den Haufen werden, enden läßt. Mehr will ich garnicht sagen, um die Spannung nicht rauszunehmen.

Was hat mir an dem Buch gefallen?

Also, es ist in jedem Fall spannend, gut zu lesen, unterhaltsam und da ich mal davon ausgehe, daß Beckett sauber recherchiert hat, in gewissen Aspekten auch lehrreich. Zumindest habe ich nicht gewusst, daß bei Leichen, die in starkem Feuer liegen, der Schädel plötzlich explodiert (Im übrigen ist dieses Schädelloch dasjenige, durch das im tibetischen Lamaismus die Seele des Menschen entweichen muss, damit sie in ihrer weiteren Existenz kein Schaden leidet… so beschreibt es zumindest A. David-Neel in ihrem Buch „Heilige und Hexer„, Brockhaus 1984. Man sieht, ich habe quergelesen…natürlich weiß ich nicht, ob da ein sachlicher Zusammenhang besteht, den nach Landor wiederum sind Feuerbestattungen in Tibet eine seltene Sache (Holzmangel) und eher hochgestellten Persönlichkeiten vorbehalten. Aber denkbar wäre es schon, daß die Lamas diesen Schluss zogen, daß aus dem explodierenden Schädel die Seele entweicht…. egal, das nur am Rande vor mich hingesponnen….). Ferner: Beckett hält sich nicht mit soziologischen und kulturgeschichtlich interessanten Fragen auf, er treibt seine Handlung voran, es geschieht immer was (ich bewundere Hunters Nehmerqualitäten….) und Langeweile wird zum Fremdwort.

Andererseits:

Die Geschichte ist in höchstem Maße konstruiert und die Wahrscheinlichkeit, eine solche oder ähnliche Konstellation an Menschen und Ereignissen mal in freier Wildbahn anzutreffen, äußerst gering. Vom ersten Hunter, der Chemie des Todes, ist man als Leser ja ein wenig vorgewarnt: nichts ist so wie es scheint. Nun ja, hier treibt Beckett die Auflösung seines Buches noch ein wenig weiter, so überfallartig und vom Handlungstrang losgelöst, als hätte er unter dem Zwang gestanden, dem ganzen noch eins drauf zu setzen….

… das muss jetzt reichen, um neugierig zu machen oder abzuschrecken. Je nach dem.

Facit: spannend, gut zu lesen, aber zu konstruiert.

Simon Beckett
Kalte Asche
Rowohlt Tb.; August 2008, 432 S.
ISBN-10: 3499241951
ISBN-13: 978-3499241956

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