Simon Beckett: Obsession

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Ben Murray [1] ist mit Sarah verheiratet, die ihren Sohn Jacob mit in die Ehe gebracht hat. Jacob ist Autist. Als Sarah an einem Aneurysma stirbt, bricht für Ben eine Welt zusammen. Beim Aufräumen der Sachen von Sarah findet er eine verschlossene Schachtel, in der er verschiedene Zeitungsausschnitte liegen. Inhalt aller dieser Artikel ist das rätselhafte Verschwinden eines kleinen Junen aus einen Krankenhaus, der Junge ist am selben Tag geboren wie Jacob.

Ein schrecklicher Verdacht taucht in ihm auf, der sich alsbald bestätigt. Zwar gelingt es ihm, John Cole, den leiblichen Vater von Jacob, ausfindig zu machen, doch ist auch dieser keineswegs einfach im Umgang, hält er doch Gewalt für ein probates Diskussionsargument. Da der zwielichtige Privatdetektiv, den Ben M. mit dem Auffinden des Vaters beauftragt hat, Cole die näheren Umstände mitteilt, eskaliert die Situation im folgenden.

Die Behörden sprechen Cole und seiner Frau (die leibliche Mutter von Jacob war zwischenzeitlich verstorben) das Kind zu, Ben hat jedoch das Recht, Jacob regelmäßig zu sehen. Da die Coles ihm dies in der Praxis jedoch nicht gestatten, fängt Ben an, die Coles auszuspionieren. Er entdeckt, daß Jacob keineswegs seinen besonderen Bedürfnissen entsprechend erzogen wird. Da sich die Sozialbehörden jedoch taub stellen, gerät Ben immer tiefer in diesen Sog, Beweise zu sammeln, um „seinen“ Sohn wieder zurück zu bekommen.

Dies ist der eigentliche Inhalt des Buches, die Auseinandersetzung der beiden völlig unterschiedlichen Charaktere Cole und Murray. Beide sind (Cole) oder werden (Murray) von dem Wunsch besessen, Jacob, den jeder als seinen Sohn ansieht, zu behalten oder wieder zu bekommen. Jedes Mittel ist ihnen dafür recht. Während Cole auf Gewalt, Skrupellosigkeit und Kraft setzt, hält Murray ihm mit Heimlichkeit, Ausspähung und Erpressung gegen. Während Cole jedoch von Anfang an dieser Charakter ist, ergreift die Obsession erst im Lauf des Geschehens Macht über Ben und dieses Überhandgewinnen, diese Besessenheit, die Murray langsam aber sicher befällt, die ihn seinen Beruf sträflich vernachlässigen läßt, die ihm auch in seinen ihm sinnlos erscheinenden Leben einen (Pseudo)sinn liefert, dies beschreibt Beckett in einer intensiven, feinfühligen, einfühlsamen Art und Weise.

Insofern ist das Buch weniger ein Thriller oder Krimi als vielmehr eine kleine psychologische Studie über die Auswirkungen, die eine fixe Idee auf einen Menschen haben kann (auch wenn in diesem Fall die Idee keinesweg „fix“, d.h. aus der Luft gegriffen war). Diese Idee wird zum Antrieb, zum Sinn des Lebens, dem zeitweise alles untergeordnet wird. Bedenken werden schnell beiseite geschoben, das Verhalten gleicht sich immer mehr einem Suchtverhalten an, das kaum noch gesteuert oder beeinflusst werden kann. Risikoabwägungen fallen unter den Tisch, es gibt nur noch ein Ziel, das es zu erreichen gilt, lles andere wird peripher.

Facit: Eine spannende, gut geschriebene Charakterstudie. Hat mir gut gefallen.
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[1] Wie Assoziationen einen doch beeinflussen können. Immer, wenn ich den Namen von Becketts Hauptperson gelesen habe, habe ich Fred McMurray vor Augen gehabt. Ich habe ihn als Kind in irgendeiner Familienserie miterlebt, auch in Bogards Film „Die Caine war ihr Schicksal“ war er dabei….

Simon Beckett
Obsession
ISBN-10: 3499248867
ISBN-13: 978-3499248863

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