10. Mai 1933: …. gegen alles Undeutsche ….

Bücherverbrennung 1933 in Deutschland

Das Göttinger Tageblatt vom 11. Mai 1933:

Der neugewählte Rektor der Universität, Prof. Neumann, ließ es sich nicht nehmen, die einleitenden Worte zu sprechen … Sodann nahm Privatdozent Dr. Fricke das Wort, um in längerer, formvollendeter und geistvoller Rede Sinn und Bedeutung der Kundgebung zu deuten. Er wies darauf hin, daß nunmehr die nationale Revolution in ihr entscheidendes schöpferisches Stadium getreten sei … Nur einen kleinen Teil der akademischen Jugend, die ihr Glaubensbekenntnis zum deutschen Geist durch eine Protestaktion gegen alles Undeutsche ablegt, hat das Auditorium maximum fassen können. Während der sinndeutenden Rede Dr. Frickes, herrscht draußen, um das Hörsaalgebäude herum, ein fast lebensgefährliches Drängen und Treiben … Ein Trompetensignal gibt das Zeichen zum Beginn des Fackelzuges, die SS-Kapelle intoniert einen Marsch, und unter Vorantritt der Hakenkreuzfahne des Sturmes 4/82, des Studentensturmes, zieht die akademische Jugend Göttingens durch die Straßen der Innenstadt hinauf zum Platz vor der Albanischule. Hier ist schon in den Nachmittagsstunden der Scheiterhaufen errichtet worden… 

zitiert nach: Christian Graf von Krockow: Scheiterhaufen – Größe und Elend des deutschen Geistes, Severin und Siedler, 1983

Zu Herrn Dr. Fricke finden sich ein paar biographische Angaben in der Wiki:
https://de.wikipedia.org/wiki/Gerhard_Fricke
ausführlich geht Gudrun Schnabel auf das Wirken von Gerhard Fricke ein: Deutsche Literaturwissenschaft 1945 -1965: Fallstudien…., denn karrieremäßig war natürlich nach ´45 noch lange nicht alles vorbei….

Zu Herrn Prof. Neumann hier der Beitrag in der Wiki: https://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_Neumann_(Germanist)

zur Bildersammlung aus dem Göttinger Tageblatt

Bücherstapel vor dem Anzünden
Bücherstapel vor dem Anzünden

Die Bücherverbrennung in Göttingen wird u.a. auch in dieser Quellen thematisiert:

http://www.verbrannte-buecher.de/?page_id=2250

Daß ich Göttingen hier exemplarisch angeführt habe, ist reiner Zufall. Ich hätte genauso gut eine andere Universitätsstadt (der teuflische Plan ging auf: nicht die Bücher der Studenten wurden verbrannt (was u.U. zu Widerstand und Protest geführt hätte), sondern die Studenten, die vorgebliche Intelligenz, verbrannten die Bücher selbst!) wählen können. Gießen zum Beispiel, meine „eigene“ Uni. Die waren damals so geil auf´s Verbrennen, daß sie gar nicht erst bis zum 10. Mai gewartet hatten, sondern zwei Tage vorher schon zündelten… nachzulesen z.B. hier:  https://buecherverbrennung.wordpress.com

Bildquellen:

Bücherverbrennung: Grafik (Mai 1933, Otto Gerhausen (1881-1936), [Public domain], via Wikimedia Commons]
Bildersammlung: Screenshot der verlinkten Seite (Seite 7)

Ein Kommentar zu „10. Mai 1933: …. gegen alles Undeutsche ….

  1. Habe gleich nachgesehen, nach wem die Frickestraße in Hamburg benannt wurde. Aber es war ein Wundarzt und Chirurg, 1790 geboren. Klar, auch wenn Gerhard Fricke weiter als Uniprof tätig war, heißt es ja nicht, dass Straßen nach ihm benannt wurden… Buchverbrennung ist eine Sache, aber die Kontinuität nach dem Krieg noch was anderes. Danke für diesen Beitrag zum Antitag des Buches.

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