Saša Stanišić: Vor dem Fest

Fuchs. Wir wissen nicht, ob es die Fähe ist aus dem Buch. Wir denken aber eher: nein. Sie ist es nicht. Ist es überhaupt eine Fähe? Wir wissen es nicht. Allenfalls weiß es Schramm, der ehemalige Förster. Bildquelle: {B]
Fuchs. Wir wissen nicht, ob es die Fähe ist aus dem Buch. Wir denken aber eher: nein. Sie ist es nicht. Ist es überhaupt eine Fähe? Wir wissen es nicht. Allenfalls weiß es Schramm, der ehemalige Förster.
Bildquelle: {B]

Wir sind unsicher. Wir haben ein Problem mit diesem Buch. Wohl ist uns bekannt, daß der Roman hochgelobt, ausgezeichnet gar. Wir lesen es überall, sofern wir lesen. Doch fragen wir uns: warum? Ist es das Panoptikum seltsam ver“wir“rter Figuren, die das Dorf Fürstenfelde bewohnen? Ist es die Fähe, die mit seltsam weisen Gedanken in das Dorf schnürt, Eier dort zu holen? Gewinnt sie dadurch unsere Sympathie? Auch daß ihr misslingt, was sie geplant? Wir wissen, warum dies so ist – es ist kein Zufall, Ditzsche war auf der Hut -, ahnt sie es auch?

Was für eine Nacht!

Wir wissen es nicht.
Wir wissen es.
Wir wissen.
Wir.

Wer ist „Wir“?

Ist „Wir“ einer der Dörfler, der sich selber lieber im Hintergrund hält? Gehört er ebenso zu den Verlierern, den Zu-kurz-gekommenen, dem Deprimierten, Verzagten, wie die Hauptpersonen dieser Nacht? Plagen ihn vor dem Fest selbst Sorgen oder verliert er sich einfach ins Beobachten? Ins Fabulieren? Er stellt sich uns nicht vor. Wir wissen es also nicht. Oder ist es ein sozusagen „wir„tueller, auktorialer Erzähler, der von aussen schaut? Will er uns, die Leser, einbinden in die Geschichten, die er erzählt? Uns ver“komplizen“, zu Verbündeten machen, auf daß wir wohlwollend mit ihm die Nacht erleben? Wir wissen auch dies nicht. Wir ahnen es nicht einmal. Ist es überhaupt wichtig? Auch das wissen wir nicht, es soll uns vorerst nicht kümmern. Ob es uns später kümmern wird – wer weiß das schon? Wir werden sehen.

Was aber wissen wir dann?

Feststeht, es ist die Nacht vor dem Annenfest. Feststeht, der Fährmann ist tot, die Seen, über die er fährte, sind noch da, von Riesen dort geschaffen. Erzählt die Sage. Feststeht, Frau Schwermuth plagt die Schwermut. Feststeht außerdem, der Glöckner ist gichtig. Und alt: er läutete neulich viertel eins geschlagene achtzehn Mal. Feststeht ferner, Herr Schramm war Oberstleutnant der NVA, dann Förster, jetzt Rentner und, weil es nicht reicht, schwarz beschäftigt im Landmaschinenbetrieb. Ferner wissen wir von seiner Pistole, dem übermächtigen Drang zum Rauchen, daß er einen Golf fährt (einen alten). Daß er den Zigarettenautomaten erschießt und danach gleiches mit sich selbst vorhat.

A bottle of Sternburg Export: ein "Sterni" Bildquelle: [B]
A bottle of Sternburg Export: ein „Sterni“
Bildquelle: [B]

Derweil glühen Lada und Suzi schon mal vor. Keine der sieben Wirtschaften gibt es noch, vorgeglüht wird bei Ulli in der Garage. Man ist dort tolerant gegeneinander, was hat man schon sonst? Bis zu einer gewissen Grenze jedenfalls. Dann nickt der Ulli dem Lada zu. Von Anna wissen wir, daß sie noch einmal durch den Ort laufen will, bevor sie ihn verläßt. Lada ist noch halbstark. Sein Hobby wirkt merkwürdig seltsam. Autoversenken im See. Immerhin aber kann er abgesoffene Autos auch reparieren. Wir erfahren ebenfalls von anderthalb Neonazis, von Ditzsche, dem ehemaligen Postboten und vielleicht (wir wissen es nicht genau, es könnte auch anders sein) Stasi-Spitzel. Jetzt Hühner-Züchter, das wissen wir. Oder doch nur Halter, kein Züchter? Ein feiner Unterschied, der uns im Moment egal sein kann. Es trägt zur Geschichte nichts bei, selbst wenn wir es wüßten. Also lassen wir es einfach so stehen.

Das sind nicht alle, die wir kennenlernen. Frau Kranz ist möglicherweise noch wichtig. Sie künstlert. Mit Leinwand und Farbe. Heute nacht will sie ein Bild malen von der Nacht. Doch die Nacht ist im Wesentlichen grau. Das Bild soll versteigert werden auf der Auktion morgen. Im See steht sie zu malen. Obwohl, wenn wir uns das genau überlegen, ist Frau Kranz wichtig, nicht nur möglicherweise. Sie ist so etwas wie ein Bildergedächtnis Fürstenfeldes. Wir erwähnten bereits den Glöckner. Johann ist sein Lehrling, und gleichzeitig der Sohn von Frau Schwermuth. Er kann gut mit der Mutter, auch wenn sie wieder in dieser Situation ist. Frau Schwermuth ist auch ein wenig übergewichtig. Sagten wir schon, daß Frau Schwermuth im Haus der Heimat die Kunde von selbiger pflegt und hegt? Wir wissen von ihrem Allerheiligsten im Haus der Heimat. Sie hütet dieses Archivarium mit – so möchten wir sagen – ihrem Leben. Frau Schwermuth kennt die Geschichten des Dorfes genau. Manche hat sie schließlich selbst erfunden.

Wir wissen, Fürstenfelde liegt in der Uckermark. Was wir dagegen nicht wissen, ist, ob die gesamte Uckermark von solchen gebrochenen Existenzen besiedelt ist. Es ist eine Frage, die zu klären wäre, sie ist nicht unwichtig. Es ist dagegen folgendes wohl bekannt: Frau Merkel kommt aus der Uckermark (Ja, einer der sieben (sic!) Einträge im Gästebuch des Fährmanns stammt von ihr): müssen wir jetzt etwas befürchten? Wir sagen hier nur: Raute [1].


Vielleicht ist mein Intro etwas übertrieben, dann mag man es als satirisch auffassen.. oder ironisch. Jedenfalls habe ich tatsächlich ein kleines Problem mit diesem Buch, dessen Kritiken sich schier überschlagen vor Begeisterung, einer Begeisterung, die mich weder gepackt hat noch kann ich sie nachvollziehen. Zugegeben, das Buch ist anders als andere Bücher, ein anderer Stil, andere Sätze, anders aufgebaut. Kurze Abschnitte, in denen Stanišić einzelne Episoden, auch Rückblicke, über diverse Einwohner seines Ortes erzählt. Nichts ist feststehend, vieles vage, vieles im Dunkel: es herrscht schließlich Nacht. Selbst die Geschichten von Frau Schwermuth scheinen – so deutet es das handschriftlich korrigierte Märchen vom Ring an – nicht unbearbeitet zu sein…

Unterbrochen von (Quasi)-Dokumenten, die meist über gar schröckliche Begebenheiten berichten, die in den letzten Jahrhunderten im Ort festgehalten worden sind. Obwohl – durch Brände ist viel vernichtet an alten Chroniken und Büchern. Viele der alten Geschichten spielen in der dergleichen Nacht, in der Nacht vor dem Annenfeste… sind aber, im Gegensatz zu der heutigen, auf die uns Stanišić mitgenommen hat, blutig, teilweise sehr blutig.. das Feld, der verwilderte Garten mit der Eiche, an der sich so gut hängen ließ, auf dieses Feld führt uns der Autor des öfteren, läßt uns dort Schädel finden, die unbekannte Männer sich an die Wange drücken… to be or not to be auf fürstenfeldisch. Na ja, jedenfalls kann am Schluss festgehalten werden, daß sich die Einwohnerzahl des Dorfes in dieser Nacht nicht verändert hat.

Der Fährmann ist tot, es lebe der Bootsverleih.

Die Geschichte des Buches spielt in einer Nacht, eben der vor dem Fest, dessen Grund und Ursache gar nicht mehr so genau bekannt sind … Was wir feiern, weiß niemand so recht. Nichts jährt sich, nichts endet oder hat genau an diesem Tag begonnen…. Die einzelnen Episoden der Jetzt-Zeit, auch wenn sie fein zerstückelt sind, ergeben ein paar Mini-Handlungsstränge wie die schon erwähnte Schramm´sche Jagd nach der Zigarette [vgl. P.s.] vor dem geplanten eigenverantwortlichen Dahinscheiden, das ihn mit Anna zusammenführt, der jugendlich-nächtlichen Joggerin.

Den dramatische Höhepunkt der Nacht bildet aber ein zerbrochenes Fenster und ein Stromausfall im Haus der Heimat, /das/der für Aufregung sorgt, aber nicht erklärt werden wird. Immerhin gibt es fast so etwas wie einen Show-Down. Warum sonst hätte der Autor soviele Pistolen in seine Geschichte einführen sollen?

Lada und Kumpanen bei Ulli mit dem Kühlschrank und den polnischen Schönen darauf (ja, ja, der Ulli und seine ästhetisch-ironische Ader…), mit anderen am Vorglühen, bis so um eins, weil dann ist bei Ulli Schluss und danach geht Lada das verlassene Werkstatt des Schreiners, der sonst immer den Scheiterhaufen richtete, zu entrümpeln….

Es ist schrullig, skurril, seltsam, was in diesem Dorf passiert, das sich selbst genügt, mit Fremden fremdelt und in dem uns der Autor praktisch keine Menschen vorstellt, die (wenigstens nach bürgerlichen Maßstäben beurteilt) keine Schrulle haben. Der Bäcker vllt, obwohl bei der Bäckerin ja auch diese Strähnchen im Haar nicht ohne Bedeutung sind….

Mit dem Morgengrauen legt sich die Beklemmung der Nacht, auch ein wenig beim Lesern. Es ist wieder handfester, greifbarer, was Stanišić schreibt, wenn er jetzt vom Fest erzählt, von den ersten Sternis und Ullis Schnittchen, von der antifaschistischen Radrundfahrt und der Auktion….  auf der Wir das erste Gebot für das Bild der Kranz überbieten…


„Vor dem Fest“ ist eine Art Protokoll, kaum Handlung, ob eine Botschaft enthalten ist, mag jeder für sich entscheiden, für mich war es nicht der Fall, dies ist kein Fest, auf dem ich mich wohlgefühlt habe. Die Sprache ist ungewöhnlich, ich habe mich bis zum Schluss nicht hineingefunden. Diese ewige, gekünstelt wirkende Vereinnahmung des Lesers durch das „Wir„, wo „ich“ doch vllt ganz anderer Ansicht Meinung bin. Ich bin kein Murmelbruder des Autoren noch seiner Figuren oder des Dorfes [3]. Dieses ewig Zögerliche, in Frage Stellende, im Ungefähren Verharrende, es packte mich nicht. So bin ich, was dieses Buch angeht, ein Aussenseiter, ein Ignorant vielleicht, stell ich mich doch gegen die allgemeine, überwältigende Mehrheit aller Rezensenten und Besprecher. Aber so ist es eben. Mag sein, daß sich durch diesen Widerspruch ja mal was im Kommentarfeld tut. Wir wissen es nicht, halten es aber für möglich.

Am sympathatischsten war mir noch die Fähe geworden, die so völlig losgelöst durch den Roman schnürt. Bis ihr nach Art des Hurz á la Fürstenberge (streiche Lamm, setze Fuchs) ein bitteres Ende nur gegönnt war. Traurig. Da sind wir uns sicher.

P.s.: Herr Schramm kommt noch zu seinen Zigaretten (und wohl auch zu anderen Befriedigungen, denn eine bis dato Unerwähnte, wohl die Nacht verschlafen Habende winkt ihn zu sich (Scheiss auf die Partneragentur. Es lebe das richtige Leben). Der Mammut 6800 macht es möglich (die von Stanišić angegebene Höchstgeschwindigkeit, mit der dieser fahren könnte, ist im Übrigen ins Land der Fantasie zu verweisen. Im Landmaschinenhandel wird sie mit 20 kmh angegeben [2]).

Links und Anmerkungen:

[1] Das musste jetzt einfach mal gesagt werden, auch wenn es mit dem Buch herzlich wenig zu tun hat. Denn es steht fest, Merkel ist „Naturwissenschaftlerin und keine Ausdruckstänzerin“. Über die Merkel-Raute (https://radiergummi.files.wordpress.com/2014/09/fest-raute.jpg) gibt es auch einen Wiki-Artikel:  http://de.wikipedia.org/wiki/Merkel-Raute
[2] http://www.truckscout24.de/fahrzeugdetails/Landmaschinen-Mengele-Mammut-6800-Häcksler/14719275/1 wie lange dieser Link funzt, kann ich nicht sagen, irgendwann wird das Mammut ein neues Herrchen haben… wer das Mammut „schaffen“ sehen will, kann hier bei der arbeit zuschauen (link auf Youtube)
[3] Es passte gut. Das Buch, das ich vorher las, war das der sardischen Murgia, in dem genau das „Wir“ thematisiert wurde: Michela Murgia: Murmelbrüder
[4] auf jeden Fall empfehlenswert ist diese Seite zum Roman: http://fuerstenfelde.wordpress.com
[5] Wiki-Beitrag zum Autor: http://de.wikipedia.org/wiki/Saša_Stanišić

Saša Stanišić
Vor dem Fest
diese Ausgabe: Luchterhand, HC, ca. 316 S., 2014

Die Besprechung dieses Buches ist Teil der Aktion: „LongListLesen 2014. Ich bedanke mich bei der Betreiberin des Blogs „Glasperlenspiel13“ für die Zusendung eines Rezensionsexemplars.
Wer mehr über die Aktion wissen möchte, klicke z.B. hier:
http://buecherliebhaberin.wordpress.com/longlistlesen-2014/
– bei twitter mit dem hashtag: #longlistlesen: https://twitter.com/hashtag/longlistlesen?src=hash

30 Kommentare zu „Saša Stanišić: Vor dem Fest

  1. Guten Morgen -:)))
    Sie meinten sicher den Raki und nach zu viel Genuß tanzt man(n) den Sirtaki -:)))
    die Capus Rezension sehe ich mir später an, heute ist der erste Tag mit dunklen Wolken, aber das Wetter ändert sich hier manchmal in wenigen Stunden.
    lieber Gruß Karin

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  2. Ich like mal nicht, lieber Flattersatz,-:))) möchte nur bemerken, daß sich meiner Meinung nach KEINER für seine Meinung zu rechtfertigen hat; machmal sind die Gründe, warum einen ein Buch „kalt“ läßt ,gar nicht richtig faßbar, der Stil, der Ton, die Andersartigkeit des Schreibens,man findet keinen Zugang.
    Sie wissen, ich bin begeistert von diesem Buch, erst recht nachdem ich Herrn Stanisic selber habe vorlesen hören und vor allem seinen Erläuterungen über die Entstehung und sein Schreiben lauschen konnte und mit seiner Stimme im Ohr das Buch ein zweites Mal verschlungen habe. Es steckt auch viel hintersinniger Humor im Text, der sich mir da erst erschlossen hat und die große Traurigkeit über die Vergänglichkeit der Dinge.
    Lieber Abendgruß aus Kreta…hier lese ich aber kretische Autoren…
    Karin

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    1. liebe karin, ich hoffe, sie lassen es sich auf der insel gutgehen und haben sie keine angst vor dem minotaurus, immer schön an ariadne denken, dann kann nie nix passieren! da fällt mir im moment Emile Gilliéron ein, der die ganze kretische sache seinerzeit in gang gesetzt hat (https://radiergummi.wordpress.com/2014/01/16/alex-capus-der-falscher-die-spionin-und-der-bombenbauer-2/), vllt finden sie ja seine spuren auch noch dort in sand und stein!
      ich wünsche ihnen jedenfalls noch eine schöne zeit dort unten!
      liebe grüße
      fs
      p.s.: meine füße ins meer halten und von den wellen umspülen lassen, ja, das tät mich jetzt auch freuen, dazu leckeren sirtaki trinken……. ;-)

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  3. Köstlich! Köstlich! Da tut sich doch was ;)

    Das Buch stand noch nie auf meiner Wunschliste und wird wohl jetzt auch nicht mehr drauf kommen. Schon allein der Hype hat mich abgeschreckt und die ersten Beiträge in der Literaturwelt zu Sprache und Inhalt überzeugten mich vollkommen, dass das kein Buch für mich ist.

    So, bist du nun um eine Erfahrung reicher und wir wissen einmal mehr, wer auf der LongList steht ist nicht gleich Autor für jedermann. Der Preis sollte doch vor allem dem Buchhandel helfen, oder? Mmmh, da komm ich jetzt ins Grübeln…

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  4. Das Buch liegt hier noch ungelesen, und wenn es dann so weit ist, freue ich mich herauszufinden, ob ich eher zu den Fans oder eher zu den Skeptikern gehören werde. Deine sehr ansprechende Besprechung weckt jedenfalls wieder mein Interesse, das Buch etwas weiter nach oben auf meinen Bücherstapel zu packen. LG, Anna

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  5. Nach anfänglicher Irritation habe ich die Rezension sehr genossen und finde den Einsatz des Stilmittels aus der Wir-Perspektive sehr gelungen und absolut legitim! Der Autor und sein Buch werden es überstehen (wenn auch nicht all seine Fans). Trotz des eher negativen Urteils bin ich weiterhin neugierig auf dieses Buch und habe es noch nicht von meiner Wunschliste gestrichen.

    Grüße an das Kollektiv

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    1. liebe petra, ich will nicht verhehlen, daß es mir auch spaß gemacht hat, diesen text zu schreiben und genau den gedanken hatte ich auch: herr stanišić wird es überleben… mein einfluss auf die welt der literatur ist zugegebenermaßen eher marginal.. *lol*. es ist halt so wie im richtigen leben: dem einen gefällt ein buch, dem anderen gefällt es nicht. das alles ist ja eher kein problem und jeder muss das für sich selbst austesten. also lass es getrost auf deiner wunschliste und les´ es einfach!

      liebe grüße aus der singularität
      fs

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  6. Eine sehr interessante Rezension zu einem Roman, der dadurch erst recht einen Weg in meine Hände finden wird. Gerade was nachdenklich macht und derartig sinnieren lässt, kann so schlecht gar nicht sein. Egal, welcher Entschluss auf das Denken folgen mag. Ich bewundere jedenfalls ebenso die Ausführlichkeit deiner Ausführungen. Ich dachte immer, meine Rezensionen seien lang. Damit meine ich nicht, dass diese hier nicht lesenswert wäre. Du weißt schon.
    Liebe Grüße. :)

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    1. liebe laura, ja, bei mir geht es immer etwas ausführlicher zu. mögen sich andere kurz halten, ich nehme mir die freiheit, so viel zu schreiben, wie ich will – und alle anderen haben die freiheit, wieder zu gehen… :-)
      herzlichen dank für deinen besuch bei mir und den kommentar!
      liebe grüße
      fs

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  7. Sehr erhellend das Ganze, wir sind auch geknickt ob unseres Unverstandes :-( . Eine Frage an Frau Yvonne: Seiten einfach überblättern – dürfen wir denn das, wenn nun gerade da etwas nicht passiert? Unschuldig fragend, da wir nicht nur in der 8. Klasse nicht aufgepasst haben…

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  8. Als ich heute morgen Deine Rezension in meinem Postfach fand, war ich gespannt, ob nun auch Du in Deine Gummistiefel springen und sofort nach Fürstenfelde fahren möchtest. Deshalb zögerte ich kurz, bevor ich mit mich mit einem Klick an Deine ersten Sätze wagte.
    Die fand ich dann aber so interessant, daß ich gerne weiter gelesen haben. Nicht nur, weil Du offen Deinen Leseeindruck schilderst, sondern dies auch sehr amüsant.
    Erinnerst Du Dich an Deinen letzten Kommentar auf meiner Seite? Ich hatte ihn mit einem Hinweis auf genau diesen Roman beantwortet.
    Etwa die Hälfte des Romans habe ich vor einigen Monaten gelesen und fand die Mischung aus Sagenton, hippen Jetztdialogen und antikem Tragödienchor sehr gesucht. Figuren wie die schwere und schwer schwermütige Frau Schwermuth empfand ich tragisch albern, ihr Glöckner-Anwärter-Sohn weckte nicht weniger alberne Assoziationen.
    Aber uns muss ja nicht alles gefallen.

    Freundliche Grüße, Atalante

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    1. liebe atalante, es freut mich sehr, daß du dich mal wieder auf meinem blog bemerkbar gemacht hast (ich weiß wohl um dein prinzip!). … es muss uns ja nicht alles gefallen. ja, das ist richtig. ich habe neulich schon einmal meine „leseeindrücke“ (es ist schön, daß du meinen text so einordnest – anderes ist es ja auch nicht – deine kommentatorenkollegin yvonne behandelt ihn als „rezension“ und haut dementsprechend wütend drauf ein…), die mit der allgemeinen einschätzung nicht konform waren, zu einem angesagten buch hier eingestellt (eggers: circle) und auch dazu schon kommentare bekommen á la: „du hast mut“. braucht es mittlerweile „mut“, zu sagen: das (oder jenes) buch hat mir nicht gefallen, weil…? darüber bin ich wirklich erstaunt! mal schauen, ich habe noch so einen titel in der warteschlange… ;-)
      herzliche grüße
      fs

      p.s.: somit ist ja auch das rätsel um deine kommentarantwort gelöst, die ich neulich natürlich nicht einordnen konnte.

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      1. Guten Morgen Flattersatz,
        Rezension oder Leseeindruck? Ich habe beide Begriffe genannt ohne bewusst einen Unterschied zu suggerieren. Ich könnte die ganze Sache auch Literaturkritik nennen und diese benötigt wie jede Kritik eine Begründung. Die äußerst Du in Deinem Beitrag, zuweilen mit Ironie, die anscheinend in dieser politisch-korrekten Welt nicht mehr Kuschelsalon fähig ist. Literaturkritik ist trotz aller Kriterien immer auch subjektiv und damit kontrovers.
        Ich bevorzuge Rezensenten, die sich nicht verbiegen, und wünsche allen anderen Mut.
        Freundliche Grüße, Atalante

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  9. Es gibt für den Autor keinen Grund, Zugeständnisse an Leser zu machen. Bücher liest man nicht, um sie zu verstehen, dafür gibt es Fön-Gebrauchtsanleitungen. Die Bücher, die einen interessieren sollten, sind solche, die an unserem Verständnis von Dingen zerren. Bücher, die uns intellektuell und emotional und sprachlich etwas abverlangen. Für alle anderen gibt es Daniel Glattauer.

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    1. Könnte es sein, daß das jetzt eine Herabwürdigung von Daniel Glattauer und seinen LeserInnen ist, die – entschuldigung – etwas arrogant klingt, da seine Bücher ja im Nachfolgenden auf die Stufe von Fön-Gebrauchsanweisungen gestellt werden? Und ist es nicht erlaubt, ein Buch zu lesen, auch wenn man keinen sonderlichen Bezug dazu entwickelt – und dies dann auch zu sagen? Und wer garantiert mir, daß Fön-Gebrauchsanleitungen wirklich verständlicher sind? Ein Buch wird nicht dadurch automatisch eine „intellektuell und emotional und sprachlich“e Herausforderung, nur weil der Autor einen Plural verwendet.

      Es gibt für den Rezensenten keinen Grund, Zugeständnisse an Leser zu machen!

      P.S.: Daß man Bücher nicht liest, um sie zu verstehen, ist übrigens ein interessanter Aspekt. Er eröffnet neue Horizonte.

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      1. Etwas arrogant klingt es eher, wenn jemand krampfhaft einen Stil zu imitieren versucht, dem man nicht gewachsen ist, wie Sie das tun in Ihrer „Rezension“. Arrogant deswegen, weil Sie etwas, was Sie eben zugeben nicht verstanden zu haben auch noch imitieren wollen. Das wäre ein Armutszeugnis für jeden Rezensten, aber deswegen rezensieren Sie ja hier und nicht bei der FAZ.

        Bei Stanisic ergibt sich das Wir aus dem Ort – ein Dorf erzählt. Mal ist das spannend, mal rührend, mal saukomisch, mal habe ich auch ein paar Seiten überblättert. Jedenfalls aber in einer Vielzahl von Stimmen und Biografien, die alle unter dem Wir zusammenfinden (das haben Dörfer so an sich), sich durch viele sprachlichen Facetten (ihrem Alter und Milieu angepasst) voneinander unterscheiden und so die Gegenwart und die Geschichte von dem Ort zu fassen versuchen. Warum Sie „sich“, also ein „Ich“ darin suchen, wird Ihr (im Deutsch-Unterricht der 8. Klasse nicht aufgepasst) Rätsel bleiben. Weniger Dinge auf sich selbst beziehen hilft auch sonst im Leben. Oder meinen Sie auch, der Fön zu sein in der Gebrauchtsanleitung? Ach, nein, das funktioniert ja nur beim Ich-Erzähler, stimmt! Also sind Sie vielleicht Stiller von Max Frisch?

        Das Buch ist jedenfalls ganz sicher nicht allein wegen der Wahl des Erzählers „intellektuell und emotional und sprachlich“ eine Herausforderung, sondern wegen all den inhaltlichen Komponenten, die in den Erzähler eingeflossen sind, wegen der Tragik des Fuchses, wegen der Liebe Johanns zu seiner Mutter, wegen der Odyssee vom Herrn Schramm, wegen Annas Beharrlichkeit, bei ihm zu bleiben, wegen der Kauzigkeit von Dittsche, lauter sehr gute Figuren, über die Sie – für mehr reicht es nicht – ein paar bieder Zusammenfassungen liefern.

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        1. Und wieder ein Paradebeispiel davon, wie es läuft, wenn diejenige, die das Buch liebt, sich daran reibt, dass jemand anderem das Buch nicht behagt und dann versucht den Rezensenten zu belehren, was er denn alles in seiner Besprechung falsch macht und warum es denn das tollste und beste Buch seit langem ist.
          Auch wenn ich das Buch nicht kenne, finde ich es schon sehr anmaßend, die Besprechung und die damit einhergehende Meinung schlecht zu reden, nur weil sie nicht der eigenen entspricht.
          Abseits dessen: Eine sehr schön geschriebene Besprechung, die mir einen ersten Eindruck vom Buch verschafft und mich trotzdem nicht von der zukünftigen Lektüre abhalten wird.

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  10. Wir haben Fürstenfelde schon nach etwa 80 Seiten wieder verlassen, weil wir trotz guten Willens nichts am dem Buch gefunden haben, was uns verlockt hätte, am Fest teilzunehmen. Dabei haben wir den Autor bei der Präsentation und Diskussion um das Buch erlebt und als ausgesprochen sympathisch empfunden…

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    1. …. ähnliches Lob über den Autoren auf der Bühne hörten wir jetzt schon des öfteren… aber es wundert uns – oder wundert es uns nicht (wir wissen es nicht, könnten allenfalls in uns gehen, uns zu erforschen über diesen Gegenstand) – daß doch das Lob über das Buch nicht von allen geteilt wird. Wir fühlen uns jetzt „nicht mehr so einsam mit [unserer] Meinung„.

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  11. …der link linkt wieder richtig, und wir verließen das Fest bereits bevor es richtig begann. Darum habet Dank (man fühlt sich nicht so einsam mit seiner Meinung) und einen schönen Sonntag!

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    1. Wir danken euch für euren Hinweis. Wir können uns den Fehler nicht erklären. War es die Nacht, diese Nacht mit ihren Verwicklungen? Verwob sie das eine mit dem anderen? Verwirrte sie den Schreiber dieser Zeilen? Mutmaßungen, nicht über Jacob, dieses mal, sondern über Fürstenfelde in der Nacht… fraglich und unklar vor dem Annenfeste stellt sich die Wirklichkeit dar, ach …

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