Ein Kriminalroman aus Deutschland, genauer Frankfurt. Dort lebt und arbeitet Hauptkommissar Marthaler, der den gewaltsamen Tod seiner Frau auch noch Jahren noch nicht verwunden hat. Unzufrieden mit sich und seiner Umwelt, seinen Lebens- und Arbeitsbedingungen ist er eine kantige, doch nicht unsympathische Hauptfigur in diesem Krimi.
Die Geschichte ist schnell erzählt: im heißen Frankfurter Hochsommer werden kurz hintereinander zwei brutal ermordete Männer gefunden, ein dritter Mann, der offensichtlich auch zu dieser Gruppe gehörte, wird vermisst. Ein Zeuge sagen aus, daß eine außerordentlich schöne, junge Frau ebenfalls bei den drei Männern gesehen wurde. Spuren deuten auf ein Sexualdelikt hin, so daß diese junge Frau, die spurlos verschwunden scheint, in den Fokus der Ermittlungen gerät.
Dem Leser wird in einem dieser Handlung vorgeschalteten Abschnitt eine junge Frau vorgestellt, die orientierungslos in einem elsässischem Dorf auftaucht, nicht sprechen kann und eher den Eindruck eines wilden Tieres macht. Sie quartiert sich dort im abseits stehenden Haus einer Witwe ein, und lebt dort, bis zu derem unerwarteten Tod. Sie lernt wieder sprechen, doch gefühlsregungen bleiben ihr fremd. Nach dem Tod der Witwe verschwindet sie wieder spurlos.
Mit dieser Vorgeschichte ist die Frage nach der Täterschaft im Grunde schon beantwortet, der Reiz des Krimis liegt also in der Zeichnung der Figuren, in der Darstellung der Suche nach den verschiedenen Zeugen und Verdächtigen, in der Schilderung des Frankfurter Lokalkolorits und in den kleinen Nebengeschichten, die erzählt werden, wie den Freundschaften zwischen einzelnen Polizisten, der sich anbahnenden Liebschaft Marthalters oder auch den allgemeinen Darstellungen polizeilichen Alltags.
Gelesen hat das Buch sich gut, das muss man sagen. Es ist spannend geschrieben, man kann sich in die Personen eindenken, die Handlungsabläufe erscheinen stringent. Was mich ein wenig gestört hat, war die Unbeherrschtheit Marthalters, die Art, wie er ein ums andere mal die Kollegen mit Alleingängen düpierte, das erschien mir übertrieben. Auch das Ende hat mir letztlich nicht gefallen, die Auflösung des Falles gekünstelt und nicht logisch. So soll z.B. die durch ein obskures Geständnis entlastete Frau einem Psychiater vorgeführt werden, sie kann aber fliehen, weil die beiden Pfleger auf der Überführungsfahrt noch eine Besorgung iim Baumarkt erledigen wollen. Weniger wäre hier mehr gewesen.
Facit: Trotz dieses etwas enttäuschenden Endes insgesamt ein lohnenswerter, spannender Krim
Links: Infos zum Autor
http://www.krimi-couch.de/krimis/jan-seghers.html
http://de.wikipedia.org/wiki/Matthias_Altenburg
Jan Seghers
Ein allzu schönes Mädchen
rororo Taschenbuch 2007 (12. Aufl.)
ISBN 978-3-499-23624-2
Ein Kommentar zu „Jan Seghers: Ein allzu schönes Mädchen“